Gestalttherapie
Was ist Gestalttherapie?

Als Fachbegriff kommt Gestalt aus der Gestaltpsychologie, einem Forschungsansatz zu Beginn unseres Jahrhunderts. Gestaltpsychologie untersucht, wie Wahrnehmung und Verhalten organisiert wird. Sie betrachtet nicht einzelne Empfindungen, sondern Ganzheiten und Ordnungen bzw. Organisationsformen als primäre Gegebenheiten des Verhaltens und Erlebens. Diese Ganzheiten werden als Gestalten bezeichnet, die in Figur und Hintergrund unterschieden werden.

Von praktischer Bedeutung ist die Annahme, daß das Individuum nicht passiv wahrnimmt, sondern sich aussucht, was es wahrnehmen möchte. Diese Selektion hängt mit dem augenblicklichen körperlichen und seelischen Gesamtzustand des Einzelnen zusammen.

Die Gestaltpsychologie zeigt, daß sogenannte unerledigte Geschäfte einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit binden. Wir selektieren unsere Wahrnehmung in Richtung unerledigte Geschäfte bzw. offene Gestalten - aus der Kindheit oder von vor einer Stunde. Das Schließen offener Gestalten ist eines der Hauptanliegen der Gestalttherapie.

Gestalttherapie als psychotherapeutische Methode ist eng mit dem Namen Fritz Perls verbunden. (1897 in Berlin als Sohn jüdischer Eltern geboren. Medizinstudium und Ausbildung zum Psychoanalytiker. 1933 Emigration nach Südafrika, später USA). Enttäuscht von den Ergebnissen psychoanalytischer Therapie, entwickelte er einen neuen Therapieansatz, der die Gestaltpsychologie integrierte. Gestalttherapie unterscheidet sich von der Psychoanalyse durch ihre Erlebniszentriertheit. Eine besondere Rolle fällt dem Spielen zu. ("Das Spiel überbrückt die Kluft zwischen dem Denken und dem Handeln"). Anstatt nur über seine Probleme, Sehnsüchte, Visionen etc. zu sprechen, inszeniert sie der Klient hier auf der gestalttherapeutischen Bühne. Das Schließen offener Gestalten erfolgt im Spiel.

Ursprünglich für die Psychotherapie konzipiert, wird der Gestalt-Ansatz heute in allen Tätigkeitsfeldern angewandt, in denen kommunikative Aspekte von Bedeutung sind.

Einführende Literatur: Fritz Perls, Grundlagen der Gestalttherapie. Pfeiffer-Verlag